“Noch näher am Original!“
Historischer Rennwagen mit Hilfe von 3D-Scan nachgebaut
In der Community der historischen Rennwagenfahrer kennt ihn jeder, auch wenn er sich selbst nicht so gerne in den Vordergrund drängt. Er ist der Mann, den man aufsucht, wenn es darum geht, aus alt neu zu machen: Die Rede ist von Herrn Friedrich Burgstaller, Geschäftsführer der FB Prototypen GmbH. Seit mehr als 30 Jahren geht er seiner absoluten Leidenschaft nach: Dem Nachbau von historischen Renn- und Sportwägen.
Wenn man die Werkstatt von Herrn Burgstaller betritt, hat man eher das Gefühl, in einem britischen Wohnzimmer gelandet zu sein, als in einer KFZ-Werkstatt. Auf den ersten Blick wird klar: Hier wird aus Leidenschaft und mit viel Liebe gearbeitet.
So alt die Karosserien sind, die in seiner Werkstatt landen, so modern sind die Technologien, denen er sich für ihre Reparatur und Instandhaltung bedient: Vor kurzem hat er bei unseren 3D-Messtechnik Experten bzgl. 3D-Scan angeklopft.
Historischer Rennwagen trifft auf 3D-Messtechnik
Herr Burgstaller beschäftigt sich mit etwas Außergewöhnlichem
Dem Nachbau von historischen Autos. Wie kamen Sie dazu?
Die ganzen Rennwagenhersteller waren damals in England, also sehr weit weg. Es gab ja noch Grenzen und kein Internet. Wenn man in Österreich etwas nachbauen wollte, war das sehr schwer: Man war angewiesen auf Mundpropaganda. Und Geld war auch keines da, also hieß es selber machen!
Mein Vater hat einmal zu mir gesagt: “Pass auf: Alle schönen technischen Sachen sind mit zwei Händen gebaut. Zwei Hände hast du auch! Musst du dich halt drum kümmern“. Er hatte selbst eine KFZ-Werkstätte und baute Fahrzeuge, allerdings Kommunalfahrzeuge. Ich habe mich eher für englische Sportwägen interessiert.
Also reiste ich ein paar Mal nach England, um dort von dem Meistern in den Werkstätten zu lernen. Und bin über die Jahre dabeigeblieben. Seit einiger Zeit mache ich das hauptberuflich.
Mit welchen Aufgaben und Herausforderungen haben Sie bei Ihrer täglichen Arbeit zu tun?
Herr Burgstaller: Im historischen Rennsport, der heute schneller ist als je zuvor, kann man nicht mehr mit 50 Jahre alten Teilen fahren. Sie zerbröseln, aufgrund von Sauerstoff, Alterung und Vibrationen. Die alten Teile sind nicht mehr reparierbar, das heißt man muss sie neu produzieren. Deswegen sind wahrscheinlich 80 % oder mehr der Autos im historischen Rennsport zum Teil oder ganz nachgefertigt.
Wenn man historische Fahrzeuge nachbaut, ist die Frage immer: Wie haben sie früher wirklich gebaut und gearbeitet? Es gibt kaum Aufzeichnungen und Pläne. Dokumentationen und Archive gab es in der 60er Jahren noch nicht oder sie hatten nicht die Qualität, wie man sich das heute vorstellt. Oft wurden Fahrzeugpläne erst 20 Jahre später im Archiv nachgezeichnet.
Deswegen ist meine Aufgabe herauszufinden: Wie haben die Meister auf der Werkbank damals tatsächlich gearbeitet? Und dafür ist ein 3D-Scanner natürlich ein perfektes Hilfsmittel. So kann man wirklich auf das Genaueste schauen, was sie es gemacht haben.
Deswegen kamen Sie auf WESTCAM zu. Was genau war Ihre Herausforderung und wie konnten wir Ihnen helfen?
Herr Burgstaller: Ich hatte das Auto eines Kunden vor mir, von dem insgesamt nur drei Stück produziert wurden. Es gab keine Unterlagen oder Formen, nichts. Nur das Auto.
Der Kunde ist 10facher Europameister im historischen Rennsport. Leider wurde der Großteil des Autos in einem Crash zerstört.
Mit einem 3D-Scanner wollte ich die noch vorhandene Seite des Autos scannen lassen und den Scan auf die kaputte Seite übertragen, um das Fahrzeug wiederherstellen zu können.
Wie genau wurde die Aufgabenstellung umgesetzt? Wie war die Herangehensweise?
Thomas List, WESTCAM 3D-Messtechnik Experte: Anhand von Fotos von dem kaputten Fahrzeug wurde beurteilt, mit welchem System die Aufgabenstellung gelöst werden könnte. Da ist uns relativ schnell der T-SCAN hawk eingefallen, weil er von Datenerfassung bis hin zur Lieferung kompakt, mobil und einfach zu verwenden ist.
Für den Scan selbst sind wir so vorgegangen: Wir haben eine Referenzpunktkulisse aufgebracht auf das Auto. Dann haben wir es photogrammetrisch eingemessen mit der integrierten Photogrammmetrie von T-SCAN hawk. So haben wir eine Punktewolke erhalten. Durch diese Punktewolke hast du sofort die Orientierung im 3D-Raum sowie maximale Genauigkeit auf großen Flächen. Auf Basis dieser Punktewolke haben wir das Heck des Fahrzeugs eingescannt.
Der Scan wurde dann gemäß Herrn Burgstallers Wünschen im 3D-Raum ausgerichtet und in Einzelschnitte filetiert, um die 2D-Linien zu bekommen. Die STL-Daten wurden dann Herrn Burgstaller bereitgestellt.
Und das Ergebnis? Waren Sie mit der Arbeit unserer „WESTCAMler“ zufrieden?
Herr Burgstaller (lacht): Ich war sehr zufrieden, selbstverständlich. Die Daten sind super.
Ich habe schon ein bisschen Erfahrung gehabt: In den ersten Jahren, als das mit dem Scannen begonnen hat, habe ich schon einmal einen 3D-Scan von einem anderen Dienstleister probiert.
Damals war ich nicht zufrieden, weil die Daten für mich nicht zu verarbeiten waren. Aber die Daten jetzt von WESTCAM, so wie sie übergeben und ausgerichtet wurden, waren perfekt. Macht Lust auf mehr 😉
Was kommt als nächstes?
Herr Burgstaller: Ich hoffe sehr bald! Wir sind fleißig am werkeln: Die zerstörte Auspuffanlage haben wir bereits mit virtueller Zusammenbauanalyse, auch digital Mock-Up genannt, neu konstruiert und auf die verfügbaren Platzverhältnisse angepasst. Weiters konnte die mehrteilige Laminier-Form gefräst werden. Der Produktion des Glasfaser-Chassis steht nun nichts mehr im Wege. Sie sehen: Wir sind Vollgas dran und bald wieder “ready to race”! (lacht).